Forschung zur Infektionsausbreitung von SARS-CoV-2 und COVID-19

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Die Forschung an der Infektionsausbreitung von SARS-CoV-2 untersucht, welche Teile der Bevölkerung bereits eine Infektion überstanden haben und welche Übertragungswege möglich sind oder macht Vorhersagen wie sich verschiedene Verhaltensmuster auf die Verbreitung der Infektion auswirken.

Übertragung von SARS-CoV-2 in einer industriellen Umgebung

Hier beschreiben wir eine multifaktorielle Untersuchung der Ereignisse eines SARS-CoV-2-Ausbruchs im größten Fleischverarbeitungskomplex in Deutschland. Analysiert wurden die zeitliche Abfolge der Infektionsereignisse, die räumliche Beziehung zwischen den Arbeitern im Fleischverarbeitungsbetrieb, die Klima- und Lüftungsbedingungen, die gemeinsame Nutzung der Wohnräume und des Transports sowie die vollständigen viralen Genomsequenzen, die aus PCR-bestätigten SARS-CoV-2-Fällen gewonnen wurden.
Die Übertragungen fanden in einem geschlossenen Bereich eines Fleischverarbeitungsbetriebs statt, in dem ständig Luft rezirkuliert und auf 10°C gekühlt wird. Der Indexfall B1 übertrug das Virus auf Mitarbeiter in einem Radius von mehr als 8 Metern während Arbeitsschichten an 3 aufeinander folgenden Tagen. Die Auswertung der Virussequenzen zeigt, dass alle Fällen ein Satz von acht einzelnen Nukleotidmutationen gemeinsam haben, die einen neuartigen Subtyp der SARS-CoV-2 C20-Gruppe darstellen. Wir konnten den gleichen Mutationssatz in Proben identifizieren, die in der Zeitperiode zwischen dem ersten Infektionscluster und einem nachfolgenden Ausbruch im folgenden Monat stammen, wobei der Ausbruch die bisher größte Anzahl bestätigter SARS-CoV-2-positiver Fälle in einer Fleischverarbeitungsanlage umfasst.
Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass die klimatischen Bedingungen und die Luftströmung Faktoren sind, die eine effiziente Ausbreitung von SARS-CoV-2 über Entfernungen von mehr als 8 Metern fördern können, und geben Einblicke in mögliche Anforderungen an Strategien zur Pandemieeindämmung in industriellen Arbeitsumgebungen.

Ansprechpartner:   Prof. Dr. Melanie Brinkmann

Kooperationspartner:

  • Gesundheitsamt Osnabrück
  • Heinrich-Pette-Institut, Leibniz-Institut für Experimentelle Virologie
  • Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI)
  • Omicron Systems GmbH
  • Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn
  • Technische Universität Braunschweig
  • Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf

Förderung: Niedersächsisches Ministerium für Wissenschaft und Kultur

weitere Informationen: Webseite des HZI

SAVE – Effektive Strategien zur Kontrolle und zum Umgang mit Ausbreitungswegen von Erregern zum Schutz kritischer Infrastrukturen

Verschlossene Verwaltungsgebäude, Schulen und Universitäten, Homeoffice für viele Beschäftigte, die Büro- und Arbeitsräume nicht betreten dürfen. Die erforderlichen Schutzmaßnahmen in der Corona-Pandemie haben weitgehende Auswirkungen auf das öffentliche Leben und das Gemeinwesen. Doch welche Möglichkeiten gibt es, um Infektionsrisiken in Gebäuden einzudämmen? Im Corona-Projekt SAVE entwickelt das Institut für Konstruktives Entwerfen, Industrie- und Gesundheitsbau (IKE) der Technischen Universität Braunschweig gemeinsam mit vier weiteren Partnern bauliche Musterlösungen, um Ausbreitungswege von Erregern in kritischen Infrastrukturen zu kontrollieren.

Ansprechpartner:   Dr. Wolfgang Sunder

Kooperationspartner:

  • Charité - Universitätsmedizin Berlin
  • Hermann-Rietschel-Institut der Technischen Universität Berlin (HRI)
  • Informationsstelle des Bundes für Biologische Gefahren und Spezielle Pathogene (IBBS)
  • Robert Koch Institut (RKI)
  • Technische Universität Braunschweig

Förderung: 800.000 € des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR)

weitere Informationen: Webseite der Technischen Universität Braunschweig

»AVATOR« – Anti-Virus-Aerosol: Untersuchung, Handhabung, Reduzierung

Lange ist die Wissenschaft davon ausgegangen, dass die Übertragung des Coronavirus primär über eine Tröpfcheninfektion – also durch gröbere Tröpfchen bzw. Partikel – erfolgt. Es gibt allerdings deutliche Hinweise darauf, dass auch ausgeatmete feine Tröpfchen, die kleiner als 10 µm sind und lange luftgetragen bleiben, sogenannte Aerosole, die mit Viren beladen sind, zu einer Infektion führen können. Im Projekt »AVATOR« (Anti-Virus-Aerosol: Testing, Operation, Reduction) forschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler deshalb über die Erfassung und Verminderung der Infektionsgefahr durch Aerosol-getragene Viren in geschlossenen Räumen. Neben simulationsbasierten Bewertungsverfahren für die Luftausbreitung zielt das Projekt auch auf die Entwicklung von Luftreinigungstechnologien, die sowohl auf einer Abscheidung als auch der Inaktivierung der Viren basieren. Darauf aufbauend sollen Hygienekonzepte für unterschiedliche Anwendungsfälle abgeleitet werden. Die Ergebnisse des Projekts kommen allen Betreibern von Innenräumen zugute – insbesondere sollen Transportmittel wie Flugzeuge oder Züge sowie Produktionsstätten und Versammlungsräume, aber auch Klassenzimmer oder Großraumbüros in Visier genommen werden.

Ansprechpartner:   Dr. Annette Bitsch

Kooperationspartner:

  • Fraunhofer-Institut für Kurzzeitdynamik, Ernst-Mach-Institut (EMI)
  • Fraunhofer-Institut für Angewandte Polymerforschung (IAP)
  • Fraunhofer-Institut für Bauphysik (IBP)
  • Fraunhofer-Institut für Chemische Technologie (ICT)
  • Fraunhofer-Institut für Fertigungstechnik und Angewandte Materialforschung (IFAM)
  • Fraunhofer-Institut für Fabrikbetrieb und -automatisierung (IFF)
  • Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik (IGB)
  • Fraunhofer-Institut für Graphische Datenverarbeitung (IGD)
  • Fraunhofer-Institut für Mikrotechnik und Mikrosysteme (IMM)
  • Fraunhofer-Institut für Physikalische Messtechnik (IPM)
  • Fraunhofer-Institut für Toxikologie und Experimentelle Medizin (ITEM)
  • Fraunhofer-Institut für Techno- und Wirtschaftsmathematik (ITWM)
  • Fraunhofer-Institut für Betriebsfestigkeit und Systemzuverlässigkeit (LBF)

weitere Informationen: Webseite des ITEM

High-Performance-Computing gegen Corona

Das Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) und das Helmholtz Zentrum für Infektionsforschung (HZI) entwickeln ein Softwarepaket, mit dem sich der Einfluss von Schutzmaßnahmen wie Kontaktverbote oder Ausgangssperren auf die Entwicklung der Corona-Infektionszahlen über mehrere Monate simulieren lässt. Erstmals werden geografisch, zeitlich und demografisch hochaufgelöste Simulationen möglich. Die Software beinhaltet ein Online-Simulationstool, das leicht und intuitiv bedienbar sein soll.

Ansprechpartner:   Dr. Sebastian Binder

Kooperationspartner:

  • Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
  • Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI)

weitere Informationen: Webseite des HZI und des DLR

LEOSS.sero-survey - Wie viele Menschen sind schon immun gegen SARS-CoV-2?

Wer hat eine Infektion mit dem Virus unbemerkt überstanden, wie viele Menschen haben bereits schützende Antikörper gegen das neue Coronavirus gebildet? Verschiedene Antikörperstudien sollen nun Aufschluss über die Immunität oder Seroprävalenz in der Bevölkerung geben. Um diese Studien jedoch zeitnah und verlässlich vergleichen und übergreifend auswerten zu können, baut das Deutsche Zentrum für Infektionsforschung (DZIF) eine Plattform auf, die die Methodik und die Ergebnisse der Tests sammelt und die Daten für interessierte Forscher zugänglich macht. Das Projekt „LEOSS.sero-survey“ wird von Wissenschaftlern am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI) geleitet und in Kooperation mit der Helmholtz-Plattform HIFIS umgesetzt.

Ansprechpartner:   Prof. Dr. Gérard Krause

Kooperationspartner:

  • Deutsches Zentrum für Infektionsforschung (DZIF)
  • Helmholtz Federated IT Services (HIFIS)
  • Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI)

Förderung: 224.158 € des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung (DZIF)

weitere Informationen: Webseite des HZI und der LEOSS.sero-survey

Multilokale und Serielle Prävalenzstudie zu Antikörpern gegen SARS-2-Coronavirus in Deutschland (MuSPAD)

Wissenschaftliche Daten deuten darauf hin, dass aufgrund milder und asymptomatischer Infektionsverläufe viele COVID-19-Fälle nicht erfasst werden. Daher ist nicht zuverlässig möglich, die Anzahl Menschen abzuschätzen, die tatsächlich eine Infektion mit SARS-CoV-2 hatten oder haben. Entsprechend ist auch die Abschätzung der Sterblichkeitsquote bei COVID-19 nur schwer zu schätzen. Dieser Informationsmangel erschwert zudem die Abschätzung über die künftige Entwicklung der Pandemie und die daraus folgenden Präventionsstrategien. Durch die Messung von Antikörpern im Blut kann erfasst werden, wie viele Menschen bereits eine Infektion mit SARS-CoV-2 durchlaufen haben (Seroprävalenz). 

Ansprechpartner:  Prof. Dr. Gérard Krause

Kooperationspartner:

  • Conventic GmbH
  • Deutsches Rotes Kreuz
  • Die Johanniter
  • Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI)
  • Klinikum Osnabrück
  • Landkreis Osnabrück
  • Landkreis Reutlingen
  • Landratsamt Breisgau-Hochschwarzwald
  • Malteser
  • Naturwissenschaftliches und Medizinisches Institut an der Universität Tübingen (NMI)
  • Stadt Osnabrück
  • StädteRegion Aachen
  • Universitätsklinikum Freiburg

Förderung: 4.976.503 € des Impuls- und Vernetzungsfonds der Helmholtz Gemeinschaft

weitere Informationen: Webseite des HZI und von MuSPAD

LöwenKIDS-Studie zur Virusverbreitung in Kindern

Zur Erforschung der Anfälligkeit von Kindern für SARS-CoV-2 sammeln die Wissenschaftler Proben bei 500 Kindern der 2014 gestarteten Langzeitstudie LöwenKIDS. Um Momentaufnahmen der Verbreitung des Erregers zu bekommen, werden zu zwei verschiedenen Zeitpunkten Nasenabstriche der Probanden untersucht. Zusätzlich erfolgt die Untersuchung von symptomatischen Proben in den nächsten Monaten. Parallel werden über Gesundheitsfragebögen ausführliche Informationen zu Symptomen und möglichen Kontakten mit Coronavirus-Infizierten erfasst. In einer späteren Untersuchung ist auch geplant Antikörpertests durchzuführen, die eine überstandene Infektion anzeigen können. Die Ergebnisse der Untersuchungen tragen dazu bei, die Rolle von Kleinkindern bei der Verbreitung des Virus zu bestimmen.

Ansprechpartner:   Prof. Dr. Gisa Gerold & Prof. Dr. Till Strowig

Kooperationspartner:

  • Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI)
  • Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU)
  • TWINCORE - Zentrum für Experimentelle und Klinische Infektionsforschung

Förderung: 50.000 € des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung (DZIF)

weitere Informationen: Webseite des DZIF und des HZI

Das EU-Projekt CORESMA

Das HZI koordiniert das EU-Projekt CORESMA (COVID-19 Outbreak Response combining E-health, Serolomics, Modelling, Artificial Intelligence and Implementation Research). Mit diesem Projekt sollen bestehende Lücken zwischen klinischen, epidemiologischen und immunologischen Informationen geschlossen werden, um besser auf die Pandemie reagieren zu können. Hier stehen besonders gefährdete Staaten im Fokus - neben der Elfenbeinküste unter anderem Ghana und Nigeria. Außerdem sollen in Deutschland und Nepal bereits bestehende Kreuz- oder Teilimmunitäten gegen SARS-CoV-2 untersucht werden. 

Ansprechpartner:   Prof. Dr. Gérard Krause

Kooperationspartner:

  • Beijing University of Chemical Technology (China)
  • Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI)
  • Ministry of Health and Population (Nepal)
  • National Institute of Public Hygiene (Elfenbeinküste)
  • Schweizerisches Tropen- und Public Health-Institut
  • Universität Tübingen

Förderung: 2.759.195 € der Europäischen Union (EU)

weitere Informationen: Webseite der EU und des HZI

MCA: Mobile Corona-Analytik

Niedersächsisches Modellprojekt zur unmittelbar wirksamen Unterstützung im Kampf gegen Corona SARS-CoV-2

An den Standorten Hannover, Wolfsburg/Braunschweig und Göttingen sollen Testeinrichtungen entstehen, die mit einem neuen Ansatz arbeiten. Ziel ist es, Belegschaften schnell, zuverlässig und effizient auf eine Infektion mit Corona SARS-CoV-2 zu untersuchen. Der Projektname MCA steht für Mobile Corona-Analytik. Das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur unterstützt den Ansatz. Die mobilen Systeme sollen mittelfristig für ganz Niedersachsen und auch in anderen Bundesländern als Modellsysteme zur Verfügung stehen. Die Testsysteme können direkt vor Ort hergestellt werden, die Ausstattung von Life-Science-Laboren der Universitäten kann hinzugezogen werden. Ein hoher Automatisierungsgrad (Robotik und Digitalisierung) und neu entwickelte Softwaresysteme verkürzen die Zeiten von der Probennahme bis zum Erhalt des Diagnoseergebnisses (Labor, Logistik, Information und Datenmanagement) erheblich. Der neuartige Diagnoseverlauf liefert Probanden binnen sechs bis acht Stunden ein sicheres Ergebnis. Ein weiteres Plus: Das Verfahren macht es möglich, unterschiedliche Influenza-Viren gleichzeitig mit zu testen. So könnten zum Herbst, wenn eine neue Influenza-Welle kommt, Patientengruppen eindeutig zugeordnet und das Risiko-Management verbessert werden.

Ansprechpartner:   Prof. Dr. Stefanie Heiden

Kooperationspartner:

  • Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover (LUH)
  • Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover (HMTMH)
  • Medizinische Hochschule Hannover (MHH)
  • Niedersächsisches Zentrum für Biomedizintechnik, Implantatforschung und Entwicklung (NIFE)

Förderung: Niedersächsisches Ministerium für Wissenschaft und Kultur

weitere Informationen: Webseite der LUH

TRAC 19 – TRansmissions-AnalytikCovid19

Niedersächsisches Schul-Modellprojekt zur Aufklärung von SARS-CoV-2-Infektionswegen bei Schülerinnnen und Schülern im Kindes-und Jugendalter und deren Lehrkräften in zeitlicher Abhängigkeit

Die gemäß Stufenplan des Niedersächsischen Kultusministeriums beginnende Öffnung der Schulen nach dem bisherigen vollständigen Lockdown bietet eine einzigartige Gelegenheit, die Prävalenz und die durch die vermehrte Interaktion von Kindern und Jugendlichen (Schülerinnen und Schüler, SuS) untereinander und mit Erwachsenen (Lehrpersonal) zu erwartende erhöhte Inzidenz von COVID-19 anhand ausgesuchter Hannoveraner Schulstandorte zu untersuchen. Die beantragte Studie wird dabei erstmalig, qualitätsgesichert, aktuell und zudem sehr schnell (binnen 6-8 Stunden) Echtzeit-Daten zur Infektionskette und -verbreitung und damit die essentiellen Informationen zur Etablierung von wissensbasierten Entscheidungshilfen liefern. Diese wichtigen Erkenntnisse erlauben das Ergreifen angemessener wirksamer Maßnahmen und die Vorbereitung eines verbesserten Krisenmanagements in weiteren Fällen. 
Damit wäre Niedersachsen ein innovativer Modellstandort und könnte wichtige Informationen nicht nur für die gesamte Republik, sondern für weitere hoch industrialisierte Gesellschaften mit ähnlicher Altersstruktur und weit darüber hinaus liefern. So stellt das beantragte Vorhaben ein innovatives Modellvorhaben zur unmittelbar wirksamen Unterstützung im Kampf gegen Corona SARS-CoV-2 durch trans-und interdisziplinäre Studien-Kooperation von LUH, MHH, NIFE und HMTMH dar, welches bei Umsetzung auch zu internationaler Sichtbarkeit in Wissenschaft und Gesellschaft führt.

Ansprechpartner:   Prof. Dr. Stefanie Heiden

Kooperationspartner:

  • Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover (LUH)
  • Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover (HMTMH)
  • Medizinische Hochschule Hannover (MHH)
  • Niedersächsisches Zentrum für Biomedizintechnik, Implantatforschung und Entwicklung (NIFE)

Quantitative Analyse der SARS-CoV-2 Infektionsdynamik in Differenzialgleichungsmodellen

Eine entscheidende Größe in der Beschreibung der Ausbreitung eines infektiösen Krankheitserregers ist die Reproduktionszahl. Die Basisreproduktionszahl gibt an, wie viele Menschen ein Infizierter durchschnittlich ansteckt. Sie ist ein wichtiger Indikator dafür, wie schnell sich eine Epidemie ausweitet. Im Rahmen dieses Projektes wurde ein klassisches Model aus der mathematischen Epidemiologie um SARS-CoV-2-spezifische Komponenten erweitert, um die Ausbreitung des Erregers präziser zu beschreiben. Wir berechnen eine zeitabhängige Reproduktionszahl, Rt, von SARS-CoV-2 für verschiedene, überlappende Zeitfenster des bisherigen Epidemieverlaufs und veröffentlichen diese ebenso wie eine Prognose der täglichen Neuinfektionen für die kommenden drei Wochen. Das Model und die Ergebnisse der Analyse wurden als Preprint veröffentlicht.

Ansprechpartner:   Prof. Dr. Michael Meyer-Hermann

Kooperationspartner:

  • Forschungszentrum Jülich
  • Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI)
  • ifo Institut – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München e. V.
  • Technische Universität Braunschweig

weitere Informationen: Webseite des HZI

Szenarienrechnung zur Eindämmung der Corona Pandemie

In einer gemeinsamen Studie des ifo Instituts (ifo) und des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung (HZI) wurden epidemiologische und ökonomische Simulationsmodelle kombiniert. Die Simulationen zeigen, dass die Kosten bei einer leichten Lockerung der Maßnahmen (Reproduktionszahl Rt = 0,75) gegenüber den vor dem 20. April 2020 geltenden Maßnahmen (Rt = 0,627) leicht fallen. Bei einer zu starken Lockerung (Rt = 1) müssten die Beschränkungen hingegen so lange bestehen bleiben, dass die wirtschaftlichen Kosten über den gesamten Zeitraum der Jahre 2020 und 2021 insgesamt höher ausfallen würden.

Ansprechpartner:   Prof. Dr. Michael Meyer-Hermann

Kooperationspartner:

  • Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI)
  • ifo Institut – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München e. V.

weitere Informationen: Webseite des ifo Instituts

Agentenbasiertes Modell zur Analyse nicht-pharmakologischer Interventionen

Unser Team entwickelt ein mathematisches Modell, das neben der Beschreibung der Infektionsdynamik auf Basis von Populationen infizierter und gesunder Menschen auch die räumliche und demographische Struktur sowie das individuelle Verhalten einzelner Personen einbezieht. Im Mittelpunkt steht dabei die Modellierung von Entscheidungsprozessen von Individuen im Kontext der Pandemie, wobei nicht-pharmakologische Interventionen (NPI) und deren Kommunikation, mediale Berichterstattung und individuelle Faktoren wie Alter oder Beschäftigung eine Rolle spielen.
Diese Agentenbasierte Modellierung wird als Werkzeug zur Vorhersage des weiteren Verlaufs der COVID-19 Pandemie und der Erfolgsaussichten von NPIs wie beispielsweise Ausgangssperren oder Schulschließungen dienen können. Der Programmiercode sowie weitere Informationen stehen bei Gitlab zur Verfügung.
 

Ansprechpartner:   Prof. Dr. Michael Meyer-Hermann

Kooperationspartner:

  • Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI)

Förderung: 206.000 € des Bundeministeriums für Bildung und Forschung (BMBF)

SARS-COV-2 Genomische Epidemiologie / Phylogeographie

In diesem Projekt werden genomische und epidemiologische Daten genutzt, um auf Verbreitungsrouten und Knotenpunkte bei der Ausbreitung der Pandemie lokal und international zu schließen.

Ansprechpartner:   Prof. Dr. Alice McHardy

Kooperationspartner:

  • Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI)

Identifikation von Risikofaktoren für einen schweren Verlauf von COVID-19

Im Rahmen der klinischen Corona Saarland 2020 Studie („Corsaar“-Studie) werden klinische Daten erfasst und Biomaterialien gesammelt. Die gesammelten Blutproben werden am HIPS mittels Massenspektrometrie analysiert. Ziel ist es, den Erkrankungsverlauf von COVID-19 Patienten besser vorhersagen zu können und Risikopatienten frühzeitig zu identifizieren. Das HIPS beteiligt sich zudem an einer Studie zur Prävalenz von COVID-19 in Altenheimen und Pflegeeinrichtungen. Dabei werden Patientenproben aus allen Einrichtungen gesammelt und der Virusdiagnostik zugeführt.

Ansprechpartner:   Prof. Dr. Rolf Müller

Kooperationspartner:

  • Helmholtz-Institut für Pharmazeutische Forschung Saarland (HIPS)
  • Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI)
  • Universitätsklinikum des Saarlandes

Förderung: 280.000 € der Saarländischen Staatskanzlei

weitere Informationen: Webseite des HZI

QUELLE: Luftgetragenen Infektionsrisiken auf der Spur – welche Rolle können Aerosole spielen?

SARS-CoV-2-Viren und viele andere Pathogene werden nach aktuellem Kenntnisstand primär über eine Tröpfcheninfektion übertragen. Um das Infektionsrisiko zu reduzieren, wurde eine Vielzahl gesetzlicher und freiwilliger Maßnahmen wie Kontaktbeschränkungen und das Tragen eines Mund-Nasenschutzes etabliert. Eine Übertragung von Viren durch ausgeatmete Aerosole – kleinste (< 5 µm) Flüssigkeitströpfchen, die lange in der Luft schweben bleiben – ist immer wieder Diskussionsgegenstand. Experten am Fraunhofer ITEM wollen nun mithilfe der vorhandenen, geeigneten Messtechniken systematisch untersuchen, wie groß der Ausstoß an feinen Aerosolpartikeln in der Ausatemluft ist und ob die derzeitig eingesetzten Mund-Nasen-Masken effizient vor ausgeatmeten Aerosolen schützen. Die Forschungsergebnisse sollen zu einem besseren Verständnis der Übertragung von Coronaviren beitragen und helfen, Relevanz, Eignung und Priorisierung entsprechender Schutzmaßnahmen besser einzuschätzen, insbesondere im Gesundheitswesen und in der Altenpflege. Zusätzlich soll die Effizienz passiver Schutzmaßnahmen bewertet werden, beispielsweise der Belüftung von Räumen.

Ansprechpartner:   Dr. Katharina Schwarz

Kooperationspartner:

  • Fraunhofer-Institut für Toxikologie und Experimentelle Medizin (ITEM)

weitere Informationen: Webseite des ITEM

CoClean-up: Mit hocheffizienter Raumluftdesinfektion die SARS-CoV-2-Ausbreitung eindämmen

Als Hauptvektor für die Ausbreitung des Coronavirus SARS-CoV-2 gelten feine Tröpfchen, sogenannte Aerosole, in der Ausatemluft infizierter Personen. In einem gemeinsamen Projekt stellen die Fraunhofer-Institute ITEM und IKTS einen Prototyp zur elektrochemischen Totaloxidation her. Durch diese Totaloxidation sollen biologische Aerosole inaktiviert werden. Nach erfolgreicher Testung des Prototyps sollen rasch Systemoptimierung und -integration, Maßstabsvergrößerung und Markteinführung erfolgen. Die hocheffiziente Raumluftdesinfektion soll auch zukünftig zur Prävention einer Virusausbreitung eingesetzt werden.

Ansprechpartner:   Dr. Katharina Schwarz

Kooperationspartner:

  • Fraunhofer-Institut für Keramische Technologien und Systeme (IKTS)
  • Fraunhofer-Institut für Toxikologie und Experimentelle Medizin (ITEM)

weitere Informationen: Webseite des ITEM

SORMAS: COVID-19-Fall-und Kontaktpersonen-Management

Das HZI erforscht die Dynamik der Infektionsausbreitung in der Bevölkerung. Eine am HZI entwickelte App zur Seuchenbekämpfung und Risikoabschätzung (SORMAS), die bereits bei Infektionsausbrüchen in Afrika erfolgreich zum Einsatz kam, kann nun auch für die aktuelle SARS-CoV-2-Pandemie eingesetzt werden. Das neue Coronavirus-Modul in SORMAS erlaubt es, auch in entlegenen Regionen COVID-19-Erkrankte frühzeitig zu erfassen, klinische Details und Laborbestätigungen zu dokumentieren, Kontaktpersonen zu erfassen und alle Kontaktpersonen zu begleiten. Für den Fall, dass sie ebenfalls erkranken, können frühzeitig Quarantäne- und Behandlungsmaßnahmen eingeleitet werden. SORMAS generiert zugleich Daten in Echtzeit für eine fortlaufende Risikobewertung auf nationaler und internationaler Ebene. Zum einen wird SORMAS über Ferninstallation in mehreren Ländern weltweit ausgerollt, zum anderen wurde das System für die Anwendung im öffentlichen Gesundheitsdienst (ÖGD) in Deutschland angepasst. SORMAS bietet dabei auch eine App für Kontaktpersonen an, um die tägliche Symptomabfrage in Quarantäne zu digitalisieren und damit personelle Ressourcen bei den Gesundheitsämtern freizusetzen. SORMAS-ÖGD-COVID19 wird von einigen deutschen Gesundheitsämtern bereits genutzt, die Implementierung in einzelnen Bundesländern ist geplant.

Ansprechpartner:   Prof. Dr. Gérard Krause

Kooperationspartner:

  • Akademie für öffentliches Gesundheitswesen
  • Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI)
  • Landesgesundheitsämter

Förderung: 8.027.700 € des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG), 998.000 € des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) und 1.436.200 € des Niedersächsischen Ministeriums für Wissenschaft und Kultur (MWK)

weitere Informationen: Webseite des HZI und SORMAS

PIA: Digitales Infektionsmonitoring von immungeschwächten Personen

Ziel ist ein intensiviertes Monitoring von immungeschwächten Patienten, zum Beispiel mit Vorerkrankungen wie HIV, an der MHH mithilfe einer von der HZI-Abteilung für Epidemiologie entwickelten Applikation. Es wird erfasst, ob hier eine besondere Gefährdung bezüglich der Infektionshäufigkeit oder des Krankheitsverlaufs vorhanden ist. Das digitale eResearch system PIA (Prospektives Monitoring akuter Infektionen-Applikation), das im Kontext von COVID-19 als Symptomtagebuch eingesetzt werden kann, wird bereits im Rahmen der NAKO Gesundheitsstudie eingesetzt, um akute Atemwegserkrankungen zu erforschen. 

Ansprechpartner:   Dr. Stefanie Castell

Kooperationspartner:

  • Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI)
  • Medizinische Hochschule Hannover (MHH)

Förderung: 266.070 € des Niedersächsischen Ministeriums für Wissenschaft und Kultur (MWK)

weitere Informationen: Webseite des HZI und der PIA-App

Modellbasierte Abschätzung regional für COVID-19 benötigter Krankenhausplätze

Weitere Informationen folgen.

Ansprechpartner:   Prof. Dr. Michael Meyer-Hermann

Kooperationspartner:

  • Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI)

Förderung: Netzwerk Universitätsmedizin

B-FAST - Bundesweites Forschungsnetz Angewandte Surveillance und Testung

Erfahren Sie hier mehr zu diesem Projekt der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH).

COVIM - Bestimmung und Nutzung von SARS-CoV-2 Immunität

Erfahren Sie hier mehr zu diesem Projekt der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH).

EViPan - Entwicklung, Testung und Implementierung von regional adaptiven Versorgungsstrukturen und Prozessen für ein evidenzgeleitetes Pandemiemanagement koordiniert durch die Universitätsmedizin

Erfahren Sie hier mehr zu diesem Projekt der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH).

SmICS - Smarte Infektionskontrolle gegen SARS-CoV-2

Erfahren Sie hier mehr zu diesem Projekt der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH).